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ERKLÄRUNG DES SEKRETARIATS

DER INTERNATIONALE DER ANARCHISTISCHEN FÖDERATIONEN

 

 

Jean-Marc Raynaud und Thyde Rosell von der Französischen Anarchistischen Föderation sind Gründungsmitglieder der Buenaventura.Schule. Diese ist ein wichtiges und kreatives Experiment für libertäre Erziehung, eine Alternative zur meist langweiligen und oft repressiven Erziehung, die wir in der traditionellen Schule mitgemacht haben. Ihr Ziel ist es, Kinder so zu erziehen, daß sie zu verantwortungsvollen und freien Individuen und nicht zu handzahmen ArbeiterInnen heranwachsen. Am Dienstag, den 30. November, wurden sie als Terroristen verhaftet. Warum?

 

Vor einigen Jahren wurden sie von einem Paar gebeten, ihren damals vierjährigen Sohn in die Schule aufzunehmen, da sie viel reisen müßten und ihm daher nicht die Stabilität fuer eine ordentliche Bildung bieten könnten. Unsere GenossInnen sahen sich die Papiere der Eltern nicht sehr genau an. Sie gingen davon aus, daß das Recht des Kindes auf Bildung und sein Bedürfnis nach Fürsorge, Stabilität und Liebe höher zu bewerten waren als die Ordnungsmäßigkeit der elterlichen Ausweise. Sie nahmen ihn daher als Schüler auf. Er lebte bei ihnen und lernte in einer liebevollen Umgebung; seine Eltern kamen in Abständen zu Besuch. Die Eltern des Kindes stellten sich jedoch als Mitglieder der baskischen Separatistenbewegung ETA heraus und so wurden unsere GenossInnen unter den Antiterrorgesetzen festgenommen und für 96 Stunden unter dem Vorwurf der Beihilfe für das Paar festgehalten. Sie wurden scharf verhört, inklusive Schlafentzug, Drohungen und sogar Erpressungen, als die Polizei ihnen mit Maßnahmen gegen ihre Tochter drohte, wenn sie nicht 'gestehen' würden. Es ist unklar, was für ein Geständnis die Polizei hören wollte. Da unsere GenossInnen nationalistische Ideologien ablehnen und es ihnen nur um die Möglichkeit einer freien Erziehung für ein Kind ging, das in ihre Obhut gegeben wurde, ist dies die einzige Verbindung zum Terrorismus.

 

Es wird immer deutlicher, daß für die repressiven Kräfte des Staates jedeR DissidentIn ein Terrorist ist, insbesondere da der Krieg gegen den Terror begonnen hat. Die USA haben den Krieg gegen Terror als Mittel benutzt, um jede Opposition auszuschalten. Plötzlich ist jedeR mit abweichender Meinung "gegen uns" und daher Terrorist. Dies geschieht ebenfalls in Europa, wie der vorliegende Fall zeigt. Sie sind AnarchistInnen, sie führen eine Schule und einer ihrer Schüler ist der Sohn von Eltern, die des Terrorismus beschuldigt werden, daher müssen sie auch Terroristen sein, insbesondere schon deswegen, weil sie zu der Art Personen gehören, die der Staat nicht leiden kann. Dies alles ist sehr beunruhigend, da es jeder/m von uns passieren kann.

 

Wir müssen uns dem zunehmend repressiveren Staat entgegenstellen. Wie der Fall unserer GenossInnen beweist, wissen wir alle nicht, wann sie durch unsere Haustür kommen und uns des "Terrorismus" beschuldigen. Wir lassen uns nicht einschüchtern und werden weiterhin gegen Repression und gegen die Eingrenzung unserer Freiheit einstehen. Gegen ihren Terror stellen wir Freiheit, Gegenseitige Hilfe und Solidarität, über alle Grenzen und Nationalstaaten hinaus.

 

Unsere GenossInnen sind inzwischen wieder frei, nachdem die Polizei während der unter den Antiterrorgesetzen legal erlaubten Frist keine wie auch immer gearteten Beweise gegen sie vorlegen konnte. Es gab lebhafte Proteste und eine Flut von Solidaritätsbotschaften, unter anderem von den Schwesterföderationen der Internationale der Anarchistischen Föderationen. Schließlich mußte der Staat die Dummheit dieser Anklage zugeben, aber wir müssen davon ausgehen, daß so etwas immer wieder geschehen kann und daher wachsam bleiben.

 

Das Sekretariat der Internationale der Anarchistischen Föderationen

 

Dec 16th, 2004